Newsletter der Christuskirche an Himmelfahrt, 18.5.2023
Liebe Schwestern und Brüder,
heute gibt es einen Newsletter, weil Himmelfahrt ist! Ein wenig neidisch bin ich ja, weil dieser Tag in Deutschland ein Feiertag ist- so richtig mit Gottesdiensten und allem drum und dran. Hier in Peru kommen zwar auch immer wieder neue Feiertage auf (der 7. Juni neuerdings?- wäre ja der zweite, seit dem wir da sind), aber da gedenkt man meistens verlorener Schlachten. So wurde es uns zumindest erklärt.
Himmelfahrt allerdings war ganz und gar keine verlorene Schlacht. Im Gegenteil. Jesus hatte seine Mission siegreich ausgeführt und an diesem Tag durfte er endlich wieder seinen himmlischen Platz einnehmen, der uns manchmal in der Bibel als Thron geschildert wird und manchmal eher als ein „Überall“. Denn himmlisch zu sein, heißt vielleicht einfach, nicht mehr an Raum und Zeit gebunden zu sein? Die Freunde von Jesus, die ihm sehnsuchtsvoll oder beeindruckt oder wehmütig (oder alles gleichzeitig) hinterherschauen, haben aber keine Zeit, das zu feiern. Während Jesus von einer Wolke aufgehoben und weggetragen wird, gesellen sich zwei Männer in weißen Gewändern zu ihnen (Apg 1). Und während die Jünger fasziniert sind von dem Naturschauspiel oder dem göttlichen Wunder einerseits (so stell ich es mir vor) und sich andererseits vielleicht erst einmal so richtig selbst leidtun wollen (kein Jesus mehr), sagen die weißgekleideten Gesellen zu ihnen: „Was steht ihr da und schaut zum Himmel!?“ Keine Zeit für Müßiggang. Keine Zeit für Feiertag. Krone geraderücken. Es gibt viel zu tun. Und zwar allen Menschen von Jesus zu erzählen. Und sie zu taufen. Und sie somit zu Jüngerinnen und Jüngern zu machen, die ebenfalls weitererzählen und taufen usw.
Vielleicht ist Himmelfahrt eine ganz gute Erinnerung an unseren Auftrag. „Geht in alle Welt und macht alle Menschen zu meinen Nachfolgerinnen und Nachfolgern! Bringt ihnen bei, was ihr gelernt und verstanden habt und tauft sie!“ Das sind laut dem Matthäusevangelium Jesu letzte Worte, bevor er vor den Augen seiner WegbegleiterInnen verschwindet. Ganz unter uns: Dieser Auftrag hört sich sehr anstrengend an. Alle (!) Welt und alle (!) Menschen?!- Das müssen wir uns irgendwie aufteilen! Wie wäre es, wenn jeder einfach mal in seinem Umfeld schaut, wer schon dabei ist und wer noch fehlt? Und falls man selbst einmal vergisst, wie wunderbar Gott ist und wie gut es tut, Jesus nachzufolgen, dass er dem eigenen Leben einen Sinn gibt und Halt und Richtung und Ziel- also, falls es mal jemand vergisst oder einfach wieder ein bisschen Anschub braucht im Glauben, dann könnten wir uns doch einfach treffen, um uns gegenseitig zu stärken und uns gegenseitig zu erzählen, wie gut es tut, zu Jesus zu gehören. Zum Beispiel sonntags, halb elf wäre doch eine gute Zeit, mit ein bisschen Musik und ein bisschen Zeit zum Nachdenken und mit gemeinsamen Gebet und ab und zu lasst uns das Brot brechen. So, wie Jesus es mit seinen Freunden gemacht hat. Ich glaube, so müsste es gehen. So wäre der Auftrag am Ende vielleicht gar nicht anstrengend. Sondern schön. Leicht. Und er täte uns selbst sogar gut, dieser Auftrag.
Apropos Brotbrechen. Im letzten Prädikantenkursabend haben wir uns ganz ausführlich mit dem Abendmahl beschäftigt. Wir haben überlegt, was es uns persönlich bedeutet, was unsere Traditionen sind und wo es eigentlich herkommt. Das wollen wir gern ganz ausführlich mit euch teilen. Ab dem Pfingstsonntag werden wir vier Sonntage hintereinander Abendmahl feiern. Jedes Ma(h)l, werden wir über einen anderen Aspekt gemeinsam nachdenken und auf unterschiedliche Weise miteinander feiern. Denn es gibt- gerade im lutherischen Sinn- viele Möglichkeiten das Abendmahl zu feiern. Nach dem letzten Gottesdienst laden wir euch alle ein, uns miteinander auszutauschen über die vier Gottesdienste. Welche Aspekte sind uns wichtig geworden? Was hat uns gutgetan? Und am Ende werden wir daraus dann eine Form oder mehrere entwickeln, wie wir in Zukunft in der Christuskirche Abendmahl feiern wollen.
Am kommenden Sonntag dürfen wir leider noch nicht auf das Parkett in der Kirche. Deshalb werden wir auch wieder keinen Livestream anbieten können. Aber wir nutzen die Gelegenheit und wollen mit euch im Gemeindesaal eine Familienkirche feiern. Dafür sitzen wir alle gemeinsam im großen Kreis und hören und erleben eine biblische Geschichte in unserer Mitte. Familienkirche heißt das Format aus verschiedenen Gründen- es ist eigentlich zuerst für Familien konzipiert, also ein Gottesdienst, zu dem Eltern mit (!) ihren Kindern kommen können. Aber Familienkirche passt als Name auch ganz gut, weil es um alle Familienmitglieder (der Familie Gottes) geht. Alle, Junge, Alte, Kinder, Erwachsene sitzen miteinander im Kreis und haben den gleichen Zugang zur Geschichte. Niemand sitzt im Weg, niemand verstellt einem den Blick. Der Kreis ist so groß, dass all darin Platz finden. Keine Sorge, wir lassen ein paar Stühle frei, dass man auch noch mit Verspätung einen Platz im Kreis findet!
Also, wir sehen oder hören uns! Einen frohen Himmelfahrtstag euch und euren Lieben!
Gott befohlen und herzliche Grüße, eure Tabea